Als Madamé am nächsten Morgen erwacht, vergisst sie langsam ihre Sorgen. Sie wäscht sich und putzt sich heraus, da sie in der letzten Zeit etwas verkommen war. Dann geht sie herunter und frühstückt. Nach einiger Zeit kommt ein Junge in die Kneipe. Madamé sieht ihn und denkt: „Der sieht ja gut aus, wer mag denn das sein?“ Da geht sie hin und setzt sich zu ihm und sagt: „Hallo du! Ich kenne dich gar nicht, wer bist du denn?“ Er wundert sich, dass er von ihr angesprochen wurde und erwidert freundlich: „Hey, ich bin Senoró. Du siehst ja recht süß aus, was macht so ein hübsches Mädchen hier in der Kneipe? Und wer bist du eigentlich?“ Madamé fühlt sich geschmeichelt, wird aber schnell ernst: „Ich bin Madamé, weißt du, ich habe keine Angehörigen...“
Und so erzählt Madamé von sich und ihren Sorgen und warum sie hier ist. Bewegt sagt Senoró: „Da erging es dir aber schlecht! Ich habe auch kein richtiges Zuhause. Meinen Vater kenne ich nicht und bei meiner Mutter habe ich es nicht mehr ausgehalten. Und nachdem nun auch noch meine Großmutter gestorben ist, ziehe ich schon seit einigen Tagen durch die Welt. Wollen wir uns nicht zusammentun und gemeinsam nach einer Wohnung suchen?“ Madamé fällt ein Stein vom Herzen. Jetzt wird sie nicht mehr so allein sein, und im Innern hatte sie sich auch gewünscht, mit dem schönen Jungen zusammensein zu können. Sie weint fast vor Freude, und nachdem sie sich noch ausführlicher unterhalten haben, kommt er ihr näher... Da lachen die Männer in der Kneipe laut. Unsere beiden wahrscheinlich Verliebten werden rot und gehen hoch auf's Zimmer. Sie fangen an, Madamé's Sachen zu packen, denn das Zimmer muss ja heute wieder frei werden. Senoró drängt: „Komm, lass uns sofort aufbrechen!“ Madamé hätte ihn noch gern geküsst, aber er hat es eilig. „Wenn wir immer zusammenbleiben, wird uns nichts passieren!“, sagt er noch zuversichtlich. Dann gehen sie hinunter. Draußen sind zum Glück keine Minusgrade. „Wir können trotzdem nicht draußen schlafen, also müssen wir uns eine Bleibe suchen! Wenigstens für die Nacht!“, sagt Senoró. So machen sie sich auf die Suche.
Am Nachmittag sagt Madamé erschöpft: „Jetzt sind wir bei allen Leuten gewesen, aber keiner lässt uns rein.“ „Da hinten ist noch ein verstecktes kleines Häuschen“, ruft Senoró, „sieht zwar unheimlich aus, aber da müssen wir's auch mal versuchen!“ Sie klopfen ganz aufgeregt. Eine sehr alte Frau öffnet und sagt mitleidig: „Ach, Kinder, ihr seht ja arm aus. Kommt rein!“